Neben den bekannten Windmühlen gab es in Kloster Zinna einst auch zwei bedeutende Wassermühlen. Die eine, die Stadtmühle, ist vielen bis heute ein Begriff, da sie das Ortsbild weiterhin prägt. Die zweite Wassermühle befand sich ebenfalls an der Nuthe, jedoch im Forst Zinna nahe der Siedlung Neue Häuser. Es war einer der ältesten Wassermühlen in Brandenburg.
Die Stadtmühle (Kukuck-Wassermühle)
Die Ursprünge der Stadtmühle sind nicht eindeutig dokumentiert. Bekannt ist jedoch, dass sie in ihrer Geschichte unter anderem von Herrn Zemlin und Herrn Engel betrieben wurde. Ursprünglich wurde sie mit Wasserkraft betrieben, wofür die Nuthe angestaut wurde. Dadurch entstand ein Stausee, der sich zwischen dem heutigen 90-Grad-Knick der Nuthe und der darauffolgenden Brücke erstreckte. Dieser See war so groß, dass er sogar mit Ruderbooten befahren werden konnte. Von dort führte ein Fließ an der Mühle vorbei, unter der Klosterstraße hindurch und entlang der Heidenlinde und des Konversenhauses.

Im Jahr 1912 brannte das Dach der Stadtmühle ab, wurde jedoch 1913 neu errichtet. Mitte der 1930er Jahre übernahm Herr Kukuck die Mühle, was ihr den noch heute gebräuchlichen Namen Kukuck-Wassermühle einbrachte. Um 1958 herum kam es zu einem gravierenden Vorfall: Die Nuthe durchbrach den Damm, wodurch sich der Stausee entleerte. Daraufhin wurde die Mühle auf Elektromotorbetrieb umgestellt. Der Stausee wurde nicht wiederhergestellt und das Fließ zugeschüttet, sodass die Nuthe seitdem ihren heutigen Verlauf nimmt.
1952 wurde Herr Kukuck unter dem Vorwurf der Spionage inhaftiert. Nach seiner Haftentlassung zog er 1960 mit seiner Familie in die Bundesrepublik. Bereits seit 1958 gehörte die Mühle der LPG Grüna, die sie bis zum Ende der DDR als Futtermittelschrotmühle nutzte. Die Mehlproduktion war zu diesem Zeitpunkt bereits eingestellt. Zu den letzten Arbeitern der Mühle zählte Erich Schenke aus Grüna. Ein Teil des Mühlengebäudes wurde in dieser Zeit zudem als Kegelbahn genutzt.
Die Stadtmühle heute
Heute wird die Alte Stadtmühle von der Familie Jurtzik als Ferienunterkunft betrieben. Zwei liebevoll eingerichtete Ferienwohnungen bieten Gästen einen besonderen Aufenthalt. Buchungen können unter 0152/34077586 bzw. info@die-alte-stadtmuehle.de erfolgen. Zudem erklingt vom Dach des Gebäudes zu jedem Feueralarm die Sirene, die weiterhin eine wichtige Funktion im Ort erfüllt. Damit bleibt die Stadtmühle auch ohne ihre alte Funktion ein fester Bestandteil von Kloster Zinna.
Die Neue Mühle bei Neue Häuser – Eine vergessene Wassermühle an der Nuthe
Die Neue Mühle, ursprünglich als Litzensche Mühle bekannt, war eine bedeutende Wassermühle an der Nuthe, nordöstlich von Kloster Zinna (Koordinaten: 52.0443, 13.1129). Ihre erste urkundliche Erwähnung erfolgte bereits im Jahr 1170, was sie zu einer der ältesten Wassermühlen in Brandenburg macht. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte sie zahlreiche Umbenennungen, Umbauten und wirtschaftliche Umstrukturierungen, bevor sie nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge der sowjetischen Nutzung des Geländes verschwand.
Lage und Bedeutung
Die Mühle befand sich rund 150 Meter nordwestlich der Siedlung Neue Häuser, etwa 2,1 Kilometer nordnordöstlich des Ortskerns von Kloster Zinna. Ein Weg führte von der Siedlung Neue Häuser in westlicher Richtung direkt zur Mühle. Die geographische Lage auf 60 m ü. NHN und die gute Stauung der Nuthe (Schäfersee) machten sie zu einem idealen Standort für den Mahlbetrieb.
Die Anfänge der Mühle im Mittelalter
Die erste urkundliche Erwähnung der Mühle als ‚molendino Litzensehe‘ im Jahr 1170 belegt, dass sie bereits Teil der Erstausstattung des Klosters Zinna war. Sie diente hauptsächlich als Getreidemahlmühle für das Kloster und seine Untertanen. Hinweise deuten darauf hin, dass die Mühle auf einer wüsten Feldmark errichtet wurde – ein früh untergegangenes Dorf hinterließ möglicherweise nur die Wassermühle als einziges Relikt.

Im Jahr 1480 wurde die Mühle als ‚neue muhlen, welche die Litzuische muhle genant‘ beschrieben. Die Bezeichnung ‚Neue Mühle‘ setzte sich durch, da sie kurz zuvor neu errichtet worden war. Damals war sie dem Kloster Zinna abgabenpflichtig und musste jährlich 16 Wispel Roggen liefern. Später, 1568, betrugen die Abgaben an das Amt Zinna 13 Wispel Roggen und 3 Wispel Weizen.
Blütezeit und wirtschaftlicher Wandel
Im Jahr 1642 war die Mühle als ‚Mühle vor der Heiden‘ bekannt und verfügte über drei Mahlgänge. Sie mahlte nicht nur für das Amt Zinna, sondern auch für Mühlkunden aus Jüterbog und Neuhof. 1661 wurde Michael Ziehe als Mühlenmeister genannt, 1690 sein mutmaßlicher Sohn Christian Ziehe. Ab 1734 übernahm Johann Martin Grohmann die Mühle, dessen Familie sie über mehrere Generationen betrieb.
1801 wurde die Mühle als Wasser-, Mahl- und Schneidemühle beschrieben. 1803 erlitt der damalige Besitzer Clausius durch Hochwasser und Frost schwere Schäden und bat um einen Erlass der Mühlenpacht. Bald darauf kehrte die Familie Grohmann in den Besitz zurück. 1861 wurde die Mühle als wassergetriebene Getreide-, Säge- und Walkmühle mit Wohnhaus und sieben Wirtschaftsgebäuden erwähnt.
Niedergang und Ende einer Ära
Mit dem Aufkommen moderner elektrischer Mühlen nahm die wirtschaftliche Bedeutung der Neuen Mühle ab. Immer weniger Bauern nutzten sie, sodass der Betrieb um 1924/25 eingestellt wurde. Die Familie Schreinicke, damalige Besitzer, wandelte die Mühle in das Restaurant ‚Neue Mühle‘ um, das als beliebtes Ausflugsziel diente. Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten musste die Familie jedoch das Anwesen 1937 an den Berliner Rechtsanwalt Rilk verkaufen, der dort eine Pferdezucht betrieb.

Nach 1948 wurde die Mühle in eine sowjetische Militäranlage integriert, die sich im Forst Zinna befand. Ein genaues Abrissdatum ist nicht bekannt, doch heute gibt es keinerlei oberirdische Reste mehr von der einst bedeutenden Wassermühle.
Zeitzeugnis gerät in Vergessenheit
Die Neue Mühle bei Neue Häuser war eine der ältesten Wassermühlen Brandenburgs und spielte über Jahrhunderte eine zentrale Rolle in der Region. Ihre Entwicklung spiegelt den Wandel von der mittelalterlichen Klosterwirtschaft über die Blütezeit des Mühlenhandwerks bis zum Niedergang durch die Industrialisierung wider. Heute existiert von ihr nur noch die Erinnerung in historischen Karten und Archiven.
Daher wie so oft der Aufruf nach Fotos, Zeichnungen und Dokumenten zu dieser Mühle. Wer hat eventuell interessante Informationen oder Aufnahmen in seinen Familienalben. Wir würde uns sehr freuen, wenn zu dem einen Foto noch weitere dazu kämen.