Die Geschichte von Kloster Zinna ist untrennbar mit der Nutzung von Windmühlen verbunden. Bereits im Jahr 1303 wurde hier die erste Windmühle in Brandenburg erwähnt. Leider sind weder der genaue Standort noch der Bautyp dieser Mühle bekannt. Sicher ist jedoch, dass Windmühlen eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes spielten. Die Windmühlen waren ein zentraler Bestandteil des dörflichen Lebens und trugen maßgeblich zur Versorgung der ansässigen Bevölkerung mit Mehl und Futtermitteln bei.
Die Fridericus-Mühle (später Schüler-Mühle)
Eine der bekanntesten Mühlen in Kloster Zinna war die Fridericus-Mühle, die später Schüler-Mühle genannt wurde. Diese Holländermühle befand sich an der Kreuzung Mühlenstraße/Wallstraße in Richtung Werder.
Die Mühle wurde auf Initiative von Christian August Donath aus Annaburg errichtet, der am 17. November 1773 an Friedrich II. schrieb, um eine Genehmigung für den Bau zu erwirken. Bereits am 17. Januar 1774 gab die Kriegs- und Domänenkammer den Befehl, Bauholz aus dem königlichen Forst bei Zinna bereitzustellen. 1776 wurde die Mühle in Betrieb genommen und war viele Jahre ein wirtschaftlicher Mittelpunkt der Region.
Aufgrund baulicher Mängel sowie einer unzweckmäßigen Bauweise häufte der erste Besitzer jedoch einen großen Schuldenberg an und musste die Mühle versteigern. Am 17. Februar 1787 übernahm Johann Heinrich die Mühle. In den folgenden Jahren wechselte sie mehrmals den Besitzer:
- ab 1793: Karl Friedrich Schlottstädt
- ab 1799: Christian Buchholz (aus Brandenburg)
- ab 1816: Gotthilf Scheer (aus Stadt Zinna)
- ab 1865: Marie Elisabeth Scheer, verheiratet mit Artur Schüler
- ab 1912: Artur Schüler, gemeinsamer Sohn der Vorbesitzer

Die Mühle versorgte Bäcker in Dorf Zinna (heutiges Neuheim), Grüna sowie Jüterbog mit Mehl. Nach dem Zweiten Weltkrieg belieferte sie auch die Rote Armee. Neben Mehl wurden Haferflocken produziert sowie Gerste und Hafer zu Futtermitteln verarbeitet. Der Müller betrieb zudem eine Spedition, die Waren zum nahegelegenen Bahnhof Werder-Kloster Zinna transportierte.
Die Mühle diente zudem mehrfach als Filmkulisse: Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde hier ‚Die Schlacht bei Leuten‘ gedreht, und 1946 nutzte man die Mühle für den Film ‚Die schwarze Tulpe‘, wofür extra die Fenster erneuert wurden. Dies unterstreicht die architektonische und historische Bedeutung des Bauwerks.
Artur Schüler betrieb die Mühle auch nach dem Krieg, doch der schlechte bauliche Zustand erschwerte den Betrieb. Ein undichtes Dach führte dazu, dass bei starkem Regen drei Zentner Getreide verdarben. Da Getreide in dieser Zeit besonders wertvoll war, wurde Schüler wegen des Tatbestandes eines ‚Wirtschaftsverbrechens‘ inhaftiert. In den 1960er Jahren wurde die Familie enteignet und nach der Haftentlassung des Familienoberhauptes in die Bundesrepublik vertrieben.
Bereits seit 1957 war die Mühle außer Betrieb. Eigentlich war geplant, sie als Clubraum zu erhalten, doch ein Sturm beschädigte sie stark. 1972 wurde die Mühle schließlich mit Hilfe von zwei Panzern abgerissen. Der Abriss markierte das Ende eines wichtigen Kapitels in der Geschichte Kloster Zinnas.

Die Scheer-Blockwindmühle
Eine weitere bedeutende Mühle befand sich auf dem Weg nach Grüna auf der rechten Seite. Diese Blockwindmühle wurde zwischen 1850 und 1880 errichtet. Der Müller Johannes Scheer pachtete das Grundstück von der Gutsfamilie Bohnstedt für 99 Jahre.
In der Mühle wurden Weizen und Roggen gemahlen, um hochwertiges Mehl herzustellen, während gleichzeitig Futtermittel für die landwirtschaftlichen Betriebe der Umgebung verarbeitet wurden. Der florierende Handel ermöglichte es dem Müller Johannes Scheer, Kleie aus Polen zu importieren, um das Sortiment zu erweitern. Zusätzlich betrieb er eine eigene Bäckerei, in der frisches Brot gebacken und unter anderem in Dorf Zinna (heute Neuheim) verkauft wurde. Der Betrieb lief erfolgreich, bis Scheer im Ersten Weltkrieg zum Militärdienst eingezogen wurde. Sein Stiefvater übernahm die Mühle, konnte jedoch weder die Qualität noch die wirtschaftliche Stabilität aufrechterhalten. Durch die zunehmenden Entbehrungen des Krieges und mangelnde Nachfrage geriet die Mühle in finanzielle Schwierigkeiten. Schließlich sah sich die Familie gezwungen, den Betrieb 1917 an den Müller Fieth aus Paplitz (Baruth) zu verkaufen, der die Mühle wenig später abreißen ließ.
Aufruf zur Mithilfe
Um die Geschichte der Mühlen in Kloster Zinna weiter zu erforschen, bitten wir um Eure Mithilfe. Wer hat genauere Informationen zur ersten Mühle aus dem Jahr 1303? Gibt es Hinweise auf ihren Standort oder den Bautyp? Sind weitere Windmühlen und deren Standorte bekannt? Existieren Innenaufnahmen der Schüler-Mühle oder alte Fotos der Scheer-Blockwindmühle? Jede Information hilft, die Vergangenheit dieses wichtigen Teils unserer Geschichte besser zu verstehen.
Auch Berichte von Zeitzeugen oder Überlieferungen aus Familienarchiven können zur Klärung historischer Details beitragen. Falls Ihr über weiteres Material verfügt, setzt Euch bitte mit uns in Verbindung.
Wir freuen uns auf Eure Hinweise! Diese können zum Beispiel über unsere Regina Guderjahn oder per Mail an Stephan Trosien (stephan.trosien@googlemail.com) eingereicht werden.
